Das letzte Lebenszeichen, das wir auf diesen Seiten von VERSUS THE STILLBORN-MINDED bekamen, war 2013 ihr Album "The Eternity Itch", doch tatsächlich scheint sich zwischenzeitlich nicht sonderlich viel im Lager der Nürnberger getan zu haben. Umso schöner also, sie nach knapp acht Jahren als "verlorene Söhne" hier in die Arme schließen zu dürfen!

Und diese Geste entgegnet die Band mit Musik, die schon nach wenigen Tönen vertraut anmutet. Ungleich weniger sperrig, als sich der Titel "Peacefully, In Their Sleep, They'll Crush Us Like Lice" liest, gestaltet sich das neue Material der Veteranen als solches, was andererseits natürlich nicht bedeutet, dass die Sludge-Doomer seichte Kost zubereitet haben.

Das Quintett hält an seiner seit je düsteren, bedrückenden Grundstimmung fest, gräbt aber auch ein paar ruhige Täler zwischen seinen charakteristischen Riff-Gebirgen, die sich dann beispielsweise in Momenten mit Flanger-Effekt auf der Gitarre äußern. Dabei wird die Verzerrung reduziert und die Atmosphäre vorübergehend psychedelisch.

Epische Länge wie mit dem sich über zehn Minuten schleppenden 'True(Ly) Miasmal Intercourse' oder dem pfiffig betitelten Siebeneinhalb-Minüter 'Proneliness' kann die Band freilich weiterhin; sie ist aber nicht episch im Sinne des trotzigen Heldentums, das dieser Tage insbesondere Cult Of Luna mit ihren vielschichtigen Sound-Monolithen verkörpern, als stünden sie mit in die Ferne schweifendem Blick auf einem Berggipfel oder nach blutig ausgefochtenen Kämpfen auf einem Schlachtfeld. You know what I mean …

Nein, VERSUS THE STILLBORN-MINDED sind und bleiben eher schmutzige Arbeiter, die unentwegt akustischen Klärschlamm schaufeln, wenn man es gleichsam blumig ausdrücken möchte. Wie schon der Vorgänger hätte "Peacefully, In Their Sleep, They'll Crush Us Like Lice" vielleicht ein bisschen mehr Groove und häufiger das Tempo des abschließenden 'My Palace, Sequestered' vertragen können, aber ihr Eigensinn bereitet der Szene-Instanz offensichtlich nach wie vor Spaß.

FAZIT: VERSUS THE STILLBORN-MINDED und ihr sympathisch knurriger Front-Brüller Breuer bleiben auch 2020 die deutschen Neurosis und zelebrieren den Soundwall mit geradezu religiöser Ehrfurcht. Dass sie vom wehleidigen Zeitgeist der Post-Metal-Szene nichts wissen wollen, macht ihr neues Album zu einer ernsten Alternative gegenüber dem aktuellen Ausstoß derer, die jammernd in ihren Fußstapfen treten.